Reha nach Oberschenkelhalsbruch
Oberschenkelhalsfrakturen gehören in Deutschland zu den häufigsten Frakturen und kommen vor allem bei älteren Menschen vor.1 Das Problem: Die Frakturen gehen mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko einher.2 Umso wichtiger ist eine frühzeitige Operation und eine Reha, die Betroffene dabei unterstützen kann, schnell wieder zurück ins Leben zu finden.
Reha nach Oberschenkelhalsbruch
- Indikationen: Oberschenkelhalsbruch
- Arten der Reha: Anschlussheilbehandlung (AHB)
- Behandlungen: Physiotherapie, Ergotherapie, physikalische Therapie, Gehtraining, psychologische Gespräche, psychologische Beratung, soziale Beratung
- Ziele: Muskelaufbau, Förderung der Beweglichkeit, Vermeidung von Schonhaltungen und Folgeerkrankungen, Linderung von Schmerzen, Regeneration nach der OP, Abbau von Sturzängsten
- Dauer: 3 Wochen stationär oder 15 Behandlungstage ganztägig ambulant
- Kostenträger: Gesetzliche Rentenversicherung, gesetzliche Krankenkasse, Beihilfe, Unfallversicherung, private Krankenversicherung, Selbstzahler
Warum ist eine Reha nach einem Oberschenkelhalsbruch sinnvoll?
Viele Menschen, die einen Oberschenkelhalsbruch erleiden – meist infolge eines Sturzes – sind älter als 65 Jahre. Nach der Fraktur und der anschließenden Operation der Hüfte sind Betroffene oft körperlich und mental erschöpft. Hinzu kommt meist eine große Angst vor einem erneuten Sturz. Während der Reha werden diese Themen ganzheitlich behandelt, damit die Patienten schnell wieder fit werden und ihren Alltag selbstbestimmt gestalten können.
Wer hat Anspruch auf eine Reha nach einem Oberschenkelhalsbruch?
Nach einem Bruch des Oberschenkelhalses besteht in der Regel für alle gesetzlich versicherten Personen ein Anspruch auf eine Anschlussheilbehandlung (AHB) nach der Versorgung von Hüfte und Bein durch die Unfallchirurgie. Bei Privatversicherten hängt die Kostenübernahme vom Leistungsumfang des individuellen Versicherungsvertrages ab. Grundsätzlich ist eine Reha auch für Selbstzahler möglich.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Reha nach Schenkelhalsfraktur?
Der Startzeitpunkt für die Reha wird nach der Versorgung des Bruchs individuell mit dem behandelnden Arzt abgestimmt – unter Berücksichtigung des Allgemeinzustands, dem individuellen Heilungsverlauf und der Art der Behandlung, z. B. operative Versorgung des Hüftgelenks mit einer Teil- oder Totalendoprothese (künstliches Hüftgelenk). Die Reha erfolgt in der Regel als Anschlussheilbehandlung direkt nach dem Klinikaufenthalt innerhalb von 14 Tagen.
Welches Ziel verfolgt eine Reha nach einem Oberschenkelhalsbruch?
Nach der operativen Versorgung des Bruchs müssen die Betroffenen, meist ältere Patientinnen und Patienten, häufig längere Zeit im Bett bleiben, was zu Muskelabbau, einer eingeschränkten Beweglichkeit und Gleichgewichtsproblemen führen kann. Eine spezifische Reha unterstützt dabei, wieder auf die Beine zu kommen, Selbstsicherheit zu stärken und Selbstständigkeit zurückzugewinnen.
Typische Ziele einer Oberschenkelhalsbruch-Reha sind – abhängig von der Diagnose und den individuellen Symptomen:
Wiederherstellung der Mobilität
- Gehen mit und ohne Gehhilfe erlernen
- Aufbau von Kraft
- Stärken von Gleichgewicht und Koordination
- Bewältigung von Schmerzen
Förderung der Selbstständigkeit im Alltag
- Übungen zur selbstständigen Körperpflege, zum Anziehen, zur Haushaltsführung
- Alltagstraining unter therapeutischer Anleitung
Vermeidung von Folgeerkrankungen
- Verhinderung von Bettlägerigkeit
- Vermeidung von Komplikationen wie Thrombosen, Dekubitus oder Lungenentzündungen
- Stabilisierung der allgemeinen körperlichen Belastbarkeit
Bewältigung psychischer Folgen
- Abbau von Ängsten vor einem erneuten Sturz
- Stärkung des Selbstvertrauens in die eigenen Fähigkeiten
Klärung und Behandlung von Ursachen
- Medizinische Abklärung z. bei Osteoporose, Schwindel oder Gangunsicherheit
- Beratung zu Hilfsmitteln und Wohnraumanpassung
Welche Therapien sind Teil der Reha?
Die Therapien werden auf den individuellen Gesundheitszustand abgestimmt. Berücksichtigung finden unter anderem Faktoren wie Alter, körperliche Verfassung, Heilung des Knochens, Komplikationen, weitere Verletzungen und parallel vorliegende Erkrankungen wie Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Schwindel. Jeder Patient erhält einen maßgeschneiderten Behandlungsplan, der individuelle Bausteine und Verfahren enthält, z. B.:
- Physiotherapie
- Muskelaufbautraining
- Ergotherapie
- Physikalische Therapie
- Gehtrainings
- Psychologische Gespräche
- Sozialmedizinische Beratung
Wie läuft eine Reha nach einem Oberschenkelhalsbruch ab?
Aufnahmeuntersuchung
Die Reha beginnt immer mit einer medizinischen Untersuchung und einem ausführlichen Arzt-Patienten-Gespräch. Dabei verschafft sich das Reha-Team (Ärzte, Therapeuten, Pflegefachkräfte) einen Überblick über den Gesundheitszustand, mögliche Risikofaktoren sowie bestehende Einschränkungen und erfasst Ziele, Sorgen und Wünsche. Diese bilden die Grundlage für den individuellen Behandlungsplan, der alle Therapien und zugehörigen Termine enthält.
Individueller Therapieplan
Die Untersuchungsergebnisse sind Basis des maßgeschneiderten Behandlungsplans. Die Therapien finden in der Regel täglich statt, oft in Einzel- und Gruppensitzungen. Je nach Belastbarkeit können sie schrittweise gesteigert werden.
Freizeit und Erholung
Zwischen den Anwendungen gibt es ausreichend Pausen zur Regeneration. Während dieser Zeit können die Patienten Freizeitangebote der Klinik sowie der näheren Umgebung in Anspruch nehmen.
Abschlussuntersuchung und Entlassmanagement
Am Ende der Reha erfolgt eine erneute Untersuchung. Gemeinsam wird geklärt:
- Was wurde erreicht?
- Welche Hilfsmittel oder Unterstützung brauchen Sie zu Hause?
- Wie kann die Nachsorge organisiert werden?
Wie lange Reha nach Oberschenkelhalsbruch?
In der Regel bewilligen die Kostenträger eine Reha-Dauer von drei Wochen. Sollte sich während der Maßnahme abzeichnen, dass diese Zeit für eine ausreichende Stabilität des Patienten nicht ausreicht, kann der behandelnde Arzt der Rehaklinik ggf. eine Verlängerung beantragen.
Ambulante Reha
Die ambulante Reha umfasst 15 Behandlungstage von montags bis freitags. Die Wochenenden, Abende und Nächte verbringen die Betroffenen zuhause. Hier muss sichergestellt sein, dass zum Beispiel Angehörige die eventuell erforderliche Pflege und Versorgung übernehmen können. Zudem ist die tägliche Anreise eigenständig zu organisieren.
Stationäre Reha
In der Regel ist die vollstationäre Reha nach Oberschenkelhalsbruch die bessere Wahl, weil Betroffene in der Rehaklinik rund um die Uhr optimal versorgt sind. Das ist insbesondere für Patienten mit mehreren Erkrankungen wichtig, die die Selbstständigkeit beeinträchtigen, bei Komplikationsrisiken oder wenn keine Angehörigen vorhanden sind.
Wer trägt die Kosten der Reha?
Bei älteren, nicht mehr erwerbstätigen Patienten ist in der Regel die gesetzliche Krankenkasse für die Kostenübernahme zuständig. Für erwerbstätige (jüngere) Menschen, die eine Reha nach einer Schenkelhalsfraktur, einer OP des Oberschenkelknochens, des Hüftgelenks oder Hüftkopfs etc. benötigen, ist in der Regel die Deutsche Rentenversicherung zuständig. Privatpatienten und Beamte finden bei der privaten Krankenversicherung bzw. der Beihilfe den richtigen Ansprechpartner.
Wie beantragt man eine Reha nach Oberschenkelhalsbruch?
Die Beantragung einer Reha nach einem Oberschenkelhalsbruch hängt davon ab, ob Sie vorher im Krankenhaus behandelt wurden oder nicht:
- Nach einer Operation im Krankenhaus (AHB)
Wenn der Oberschenkelhalsbruch operiert wurde, kümmert sich in der Regel der Sozialdienst der Klinik um die Beantragung der Reha bei der Rentenversicherung oder der Krankenkasse. - Ohne vorherige Krankenhausbehandlung (medizinische Reha auf Antrag)
Wenn die Reha zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen soll, müssen Patienten den Antrag selbst bzw. gemeinsam mit ihrem Hausarzt und ggf. ihrem Orthopäden stellen.
Nach der Reha – Wie geht es weiter?
Bestehen nach der Reha weiterhin Symptome, die behandelt werden müssen, gibt es verschiedene Optionen:
- Ambulante Weiterbehandlung mit Physiotherapie, Ergotherapie, Gehtraining etc.
- Spezielle Nachsorgeprogramme wie T-RENA zum gezielten Muskelaufbau
- Geriatrische Rehabilitation bei Vorliegen von Multimorbidität, Demenz u. ä. (Reha nach Oberschenkelhalsbruch bei alten Menschen)
Worauf sollte man bei einer Rehaklinik nach einem Oberschenkelhalsbruch achten?
Wählen Sie eine Klinik, die auf orthopädische Rehabilitation spezialisiert ist und Erfahrung mit Oberschenkelhalsbrüchen hat. Wichtig sind:
- Fachärzte und Therapeuten mit Erfahrung
- Mitbehandlung von Begleiterkrankungen wie Osteoporose
- Gehtraining und individuelle Therapiepläne
- Empathischer Umgang und barrierefreies, angenehmes Umfeld
Quellenliste
1 Rupp M, Walter N, Pfeifer C, Lang S, Kerschbaum M, Krutsch W, Baumann F, Alt V: The incidence of fractures among the adult population of Germany—an analysis from 2009 through 2019. Dtsch Arztebl Int 2021; 118: 665–9. DOI: 10.3238/arztebl.m2021.0238, https://www.aerzteblatt.de/archiv/inzidenz-von-frakturen-in-der-erwachsenenpopulation-in-deutschland-0819d94a-0708-4629-8a34-fe9f12da8335 (Datum des Zugriffs: 16.04.2025)
2 Darwich A, Assaf E, Klein R, Gravius S, Wölfl CG, Jawhar A. Einflussfaktoren auf die Mortalität bei Patienten mit hüftgelenknahen Frakturen an einem regionalen Traumazentrum [Risk factors affecting mortality in patients with hip fractures at a regional trauma center]. Z Gerontol Geriatr. 2021 Oct;54(6):561-570. German. doi: 10.1007/s00391-021-01869-9. Epub 2021 Mar 23. PMID: 33758993; PMCID: PMC8458164, https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC8458164/ (Datum des Zugriffs: 16.04.2025)